Projekte / Installationen

Wasserstress

100 Jahre Rotary Foundation, Kongresshaus Zürich, 2017

Eine Gemeinschaftsarbeit der beiden Kunstschaffenden:
Liz Gehrer und Hans Thomann

TitelWasserstress
Grösse2,8m x 2,8m x 1m
TechnikFeuerwehrschläuche teilweise bedruckt, Eisengestell farblos lackiert
Entstehungsjahr2017

Wie ein Wasserfall fallen leere und zum Teil verknotete Feuerwehrschläuche von einem Eisengestell herunter.
Dies markiert, worum es geht: um Wasser und Wassermangel.
Feuerwehrschläuche stehen für uns zuvorderst als Metapher, um Feuer zu löschen. Brandbekämpfung kann aber gleichzeitig zu viel Wasser  für ein Objekt, und damit Wasserschäden,  bedeuten – Wasserstress.
Bei leeren Wasserschläuchen fragt sich, ob sie der Vorsorge dienen oder vom Wassermangel und der in manchen Gegenden damit verbundenen Not, einem eigentlichen Ur-Wasserstress, künden.
Hie und da sind die Schläuche verknotet. Es kommt kein Wasser mehr durch, sei es aus natürlichen Gründen, sei es durch menschliches Handeln. Ob Ängste, Frustration, Bedrohung oder Konflikte: der Wasserstress ist existentiell.
Auf einigen Schläuchen sind Wortbänder mit der Aufschrift WasserstressWasserstressWasserstressWasserstressWasserstress…
zu sehen: ein Hinweis auf die mit Wasser und seinem Fehlen einhergehenden Emotionen.

Liz Gehrer und Hans Thomann


Knoten

Kulturort Weiertal b. Winterthur, 2016

Titel Knoten
Material12 rote Feuerwehrschläuche, je 20 m lang mit einem Durchmesser von 7,50 cm
Ev. Grösse/Gewicht Installation insgesamt ca. 18m lang, ca. 2 m breit
AnderesIch danke der Leitung Feuerwehr und Zivilschutz
St. Gallen für ihre Unterstützung.

Im satten Grün des Grases in sich ruhend, laden die roten Feuerwehr-schläuche gleichsam zum Platznehmen und Verweilen auf der Wiese ein und wecken auf den ersten Blick Erinnerungen an eine Idylle, wie wir sie aus Wanderungen und von Monets Bild „Le déjeuner sur l’herbe“ in uns tragen. Näher besehen, wird die Idylle weggedrängt: die Knoten weisen auf ungelöste Konflikte hin, die leeren Feuerwehrschläuche auf fehlende oder ungenutzte Möglichkeiten, Brandherde zu löschen. Die Installation steht sowohl als Ausdruck der aktuellen politischen Hilflosigkeit, kriegerische Auseinander-setzungen zu beenden, wie auch unserer alltäglichen Schwierigkeiten, Probleme unter einander zu lösen.

Knoten     Knoten

Knoten


Spiel mir das Lied vom Krieg

Kulturort Weiertal b. Winterthur, 2016

TitelSpiel mir das Lied vom Krieg
MaterialWäscheleine, Kinderkleider, Spielgewehre
Ev. Grösse/GewichtInstallation in einem Holzunterstand

Kinder in vom Krieg betroffenen Ländern sind diesem mit all dem Elend und den Verwüstungen, die er bringt, und auch dem Tod ganz direkt ausgesetzt. Fotos, Filme sowie Reportagen der Medien, und zunehmend die zu uns flüchtenden Menschen, führen uns dies tagtäglich vor Augen. Im Gegensatz dazu spielen unsere Kinder häufig und völlig unbeschwert „Kriegerlis“ mit Spielgewehren.

Die Ausseninstallation bildet in verfremdeter Form die alltägliche Spiellust unserer Kinder ab, welche auch Krieg als Spiel begreifen. Gleichzeitig setzt sie uns Erwachsene, welche wir nur zu gut die Bilder aus den Nachrichten kennen, zahlreichen Fragen aus. Beispielsweise über unsern Umgang zwischen unserer „heilen“ Wirklichkeit und jener unheilen fern von uns? Oder über unsern Umgang zwischen unserer Erwachsenenwelt und jener unserer Kinder?

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Das Alter kehrt zurück

Stiftung Altes Bad Pfäfers, 2016

Liz Gehrers Arbeiten kreisen generell um den Menschen in seiner Umwelt und seinen Beziehungen, um das Alter und Älterwerden und um das Akzeptieren des Alters. «Das Alter kehrt zurück» bestehend aus 16 Foto-Tafeln. Darauf zu sehen sind 16 gefärbte Haaransätze verschiedener Frauen aus ihrem Bekanntenkreis, die ihre Haare regelmäs-sig färben. Doch immer wieder kehrt der weisse Haaransatz und damit das Alter zurück – Jugend auf Zeit.

Marina Schütz                                28.März 2016
lic. phil., Kunsthistorikerin


Werden


Zwänge

Kunsthalle Wil, 2012

In dem 2012 in der Kunsthalle Wil inszenierten Werkzyklus «Zwänge» beschäftige ich mich mit Selbst- und Fremdbestimmung:

«Zwölf quadratische Schwarzweiss-Drucke fügt (die Künstlerin) zur kompakten Bildsequenz. Jede der Alutafeln zeigt ausschnitthaft den vorderen Teil eines weiblichen Fusses, einmal vollkommen Natur belassen, einmal geschmückt mit Nagellack – vielleicht rotem -, einmal in modische Sandalen gezwängt, einmal gefesselt, schliesslich blutend gar. Bei dieser zum Bildblock arrangierten Arbeit handelt es sich um keine narrative Aneinanderreihung, sondern vielmehr um ein gleichzeitiges Nebeneinander verschiedener Seinszustände. Was in einer Darstellung als angenehm, schön, vielleicht sogar erotisch erscheint, irritiert und beengt im nächsten Augenblick. Die Bereiche dazwischen, die Momente des Übergangs sind es, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, die Phantasie anregen und uns zum Nachdenken bringen»
(Claudia Reeb, Kuratorin Kunsthalle Wil, Auszug aus der Werkbeschreibung 2012)


Nichts bleibt wie es ist

Kunsthalle Wil, 2012

„Auch bei der … Installation „Nichts bleibt wie es ist“ setzt Liz Gehrer ihre stummen Beobachter in Szene. In Verbindung mit zehn leeren Feuerwehrschläuchen wird ihre Botschaft noch eindringlicher: Wasser als endliche Ressource ist ein wichtiges Lebenselixier, ist ein Segen bei der Feuerbekämpfung. Bei Überflutungen oder Überschwemmungen wird das Wasser jedoch zur Bedrohung und bei dessen Fehlen – wie es die leeren Schläuche vielleicht auch andeuten – zur existenziellen Not. Die zwischen den Schläuchen aufgereihten, teilweise fast schwebenden Gestalten, einige sich zugewandt, andere voneinander weggedreht, evozieren auch die Frage nach der Beziehung zwischen den Menschen und deren emotionale Nähe oder Distanz. Mit den ausgemergelten Gestalten stellen wir uns vielleicht die Frage nach unserem Umgang mit Ressourcen oder auch nach unseren „Hilfeleistungen“ oder „Einflüssen“ – wie sie der Ausstellungstitel nennt, die wir als verantwortungsbewusste Gesellschaft leisten können“

(Claudia Reeb, Kunsthalle Wil SG, 2012)


Intim

JETZTKUNST N°3, Freibad Marzili Bern, 2011 

Was hinter den Umkleidekabinen in einem Schwimmbad geschieht, erweckt seit jeher Neugier. Meine Bildfolge trägt Verborgenes nach aussen und eröffnet der Neugier ein neues, andersartiges Feld.


Vernetzt – Verstrickt

Fondazione Hermann Geiger, Cecina (Italien), 2011

Anschaulich zeigt die Rauminstallation «Vernetzt – Verstrickt» die Ambiguität des sozialen Beziehungsnetzes. Die Menschen aus Karton sind eingewoben in der Gitterstruktur von Armierungseisen. 31 Gitter von je 240 cm Höhe, aber in zwei verschiedenen Breiten stehen in unterschiedlichen Abständen verteilt im Raum, der Weg zwischen ihnen verläuft labyrinthartig und lässt die Figuren in immer neuen Gruppierungen erscheinen. Die Gitter können sowohl als Halt und Struktur gebende Elemente, aber auch als Begrenzung und Enge interpretiert werden.

Karton/Eisen, 2010/2011


Fahrt ins Ungewisse


Ins Gras beissen

JETZTKUNST 08, Schüpfen b. Bern,2008

Eine Bodeninstallation über Jugend, Schönheit, Vergänglichkeit, Altern und Tod.

Eine perforierte Plane, welche ursprünglich der Werbung eines Modehauses diente und das Gesicht eines makellosen Models zeigt, wird auf dem vorpräparierten Rasen verankert. Im Laufe der Zeit spriesst das Gras durch die Einschnitte der Plane und beginnt, das Gesicht des Models in der Wahrnehmung des Betrachters zu verändern …


Feinstaubfilter

Galerie Aquatinta, Lenzburg, 2007

In meiner Bodeninstallation stelle ich den Menschen als eigene Form eines Feinstaubfilters dar. Ich will damit einen Verfremdungseffekt sowie, als dessen Folge, Irritationen und Spannungsfelder erzeugen, welche den Betrachter zu einer für mich wichtigen Fragestellung führen: zum Verhältnis zwischen Mensch, Umwelt und Natur.

6 bis 16-teilig, 2007


Begrenzte Wasser

Installation in Gmünd (Kärnten), Österreich, 2006/2007

Mit meiner Installation «Begrenzte Wasser will ich dem Betrachter die ungestüme Kraft des Wassers, aber auch dessen Sanftheit und Sinnlichkeit, näher bringen. Konkret werden um die fünfzig mit gefärbtem Wasser gefüllte Sitzbälle teils in einem 8 Meter hohen Gerüstturm vor dem Rathaus Gmünd gebändigt, teils auf dem Rathausvorplatz in zufälliger Formation platziert.

Scheinen die im Gerüstturm eingezwängten Bälle mit ihren transparenten Oberflächen, welche die unterschiedlichsten Blautöne durchschimmern lassen, noch das Bild des ins Tal stiebenden Flusses in Erinnerung zu rufen, so schiebt sich mit Blick auf den allein durch die Technik und Zweckmässigkeit bestimmten Gerüstrahmen der Gedanke an die Wassermengen in den Vordergrund, welche in riesigen Rohren den Kraftwerkturbinen zugeführt werden. Wasser erscheint in dieser Dimension einerseits als Werkstoff, der unseren Alltag (am Arbeitsplatz und zu Hause) überhaupt erst ermöglicht, und andererseits als bedrohliche Kraft.

Im Gegensatz dazu laden die auf dem Rathausvorplatz platzierten Bälle die Passanten ein, sie zu berühren, sich auf sie zu setzen, mit ihnen zu spielen. Der Betrachter wird aktiv, greift in die Installation ein und wird dadurch unweigerlich zu deren Bestandteil, welche ihrerseits dank ihm zum Leben erwacht. Die Bälle kommen in Bewegung, durch die Masse und das Gewicht der Wasserfüllung allerdings häufig anders als erwartet. Wasser erhält derart eine spielerische und auch sinnliche Komponente. Gleichzeitig verändert sich die Installation auf dem Rathausvorbereich durch das (erwünschte) Berühren, Stossen, Spielen und (Be-)Sitzen der Bälle fortlaufend, aufgrund des Füllgewichtes der Bälle freilich eher statisch.

Mit der Möglichkeit zur Veränderung der Installation ist auch ein Zusatzbezug zur Kleinstadt verbunden: Menschen gehen auf einander zu, geben (sich und anderen) Anstösse, bewirken Bewegung, begreifen Veränderungen als Chance, gar als Lust, haben Träume, verströmen Energie, auch Lebensfreude, und bleiben doch am Boden: Umrisse eines Lebens(t)raumes?

Installation in Gmünd (Kärnten) von Mai 2006 bis Oktober 2007


Stehende Wasser

JETZTKUNST 05, Schüpfen b. Bern, 2005

Die Bodeninstallation «Stehende Wasser» will einen Verfremdungseffekt und, als dessen Folge, ein Spannungsfeld zu ihrer Umgebung erzeugen. So werden die für sich eher unscheinbaren, «durchsichtigen» Flaschen zwar als uns vertrauter, gewöhnlicher Konsumgegenstand wahrgenommen; zugleich aber treten sie durch ihre gitterförmige Fassung kompakt und «gewichtig» auf. Verfremdend wirkt sodann die natürliche Umgebung, in der die Flaschen platziert werden: nach den üblichen Regeln gehören sie dort nicht hin! Irritationen und Fragen ergeben sich ferner durch die Nähe zum renaturierten Lyss-Bach. Stichworte: stehende, gefangene, fliessende, renaturierte Gewässer; Verhältnis zwischen Mensch, Umwelt und Natur.


Die Steine von Lisboa – Porträt einer Stadt


au’art:

Das Ausstellungskonzept

Das Ostschweizer expo.02 – Projekt «aua extrema» fand bereits ein Jahr vor Eröffnung der Landesaustellung statt. Von sieben Künstlerinnen und Künstlern gestaltete Kunst – und Begegnungsobjekte, die den von der Regierungskonferenz der Ostschweizer Kantone ausgeschriebenen Wettbewerb gewonnen hatten, waren in der Ostschweiz von Mai bis November 2001 unterwegs.
Mit dabei waren: Calc-Tomi Scheiderbauer, Teresa Alonso und Luks Brunner (Wasserwaage); Hermann Fritschi und Alex Herter (Kreislauf); Christian Selig, Annette Stöcker und Markus Brenner (Jungbrunnenalarm); Spallo Kolb (Blauer Raum – Blaue Suppe); Paul Ritter (Born); Michael Güller (Land-Art); Liz Gehrer (Sitzende Wasser).
au’art liess den Raum für Interpretationen zum Thema Wasser offen. Sie sollte Betrachtungsweise und Annäherung sein.
Ich nahm mit meinem Sicht-, Sitz-, Spiel- und Kontaktobjekt «Sitzende Wasser» teil.

Sitzende Wasser

Um die dreissig mit gefärbtem Wasser gefüllte Sitzbälle, auf einer Wiese in zufälliger Formation hingestellt, luden die Passanten ein, sie zu berühren, sich auf sie zu setzten, mit ihnen zu spielen. Der Betrachter wurde so unweigerlich Teil der Installation, die erst dank ihm in Bewegung geriet, zum Leben erwachte.

Durch (erwünschtes) Berühren, Stossen, Spielen und (Be-)Sitzen der Bälle veränderte sich die Installation fortlaufend, aufgrund des Füllgewichtes der Bälle freilich eher statisch. Je nach Temperatur und Feuchtigkeit wechselte auch die Optik und «Körperlichkeit» der Bälle: von völliger Transparenz bis zum milchig-silbernem Kondensbeschlag, und vice versa.